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Noch tiefer, als vor Ihrem Zepter. Vor allen

Völkern auf der Welt Beglücktes Rußland! rief ich aus: was kann doch deinem Glücke gleichen?

Beherrscht von einer Kayserinn, der alle Kayse

rinnen weichen,

So je in Ost und West regiert; von welcher dir

ein junger Held

Zur Folg' im Regiment ersehn, Dem, allbereit in zarter Jugend,

Ein männlich Feur, ein reifer Geist, und eine wah

re Helden-Tugend

Aus Augen, Mund und Hand geblikt; in dessent

Adern, Geist und Blut

Das Blut des Großen Petri wallt, sammt Sei

nem unverzagten Muht; Wirst du nun noch von einer Schönen mit einem

neuen Glanz bestrahlt,

In Deren holden Zügen sich die Gratien selbst ab

gemahlt,

Und Die vom Himmel ausersehn, von der Natur

Hand zugeschickt,

Daß, da Sie deinen Herrn beseligt, zugleich dein

ganzes Reich beglückt, Ja, Die, wie mich mein Traum belehrt, den Segen deines Glücks vergrößert,

Da Sie, was Dir nur noch gefehlt, selbst deinen

Himmels-Strich verbessert,

Dir deinen Frühling, Herbst und Sommer, auf nie erlebte Art, verlängert,

So daß dein mehr erwärmet Land mit Weizen,
Wein und Obst sich schwängert.

Durch dies mein lehrend Traum-Gesicht, voll
Bilder schöner Jahres-Zeiten,

Die, großes Rußland, Dir ein Glück von solcher
Schäßbarkeit bereiten,

Erdreist' ich mich, des Traumes Ursprung, die Schrift, die sie so schön beschrieb,

Und deren ganz besondrer Wehrt, sie zu verdeut

schen, jüngst mich trieb, Von allen Sterblichen auf Erden, dem größten

Paare zuzuschreiben, Das, in des Lebens blüh'nden Frühling, den Frühling aller Welt verspricht;

Mit diesem ehrerbiet'gen Wunsch: Es müss ein

langes Sommer-Licht, Und ein noch lång’rer Lebens-Herbst, einst Ihren

Lenz so spåt vertreiben,

Als noch kein Sterblicher erfahren! Ich füge diesem Wunsch noch bey:

Daß die von mir besungne Schönheit so fruchtbar, als der Sommer sey!

Daß Euer Kayserlich Geschlecht bis zu dem legten

Frühling währe!

Und daß Elisabethens Ruhm, wie groß er gleich,

sich stets noch mehre!
B. H. Brockes.

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a ich abermahl die Ehre habe, zu einer neuen Arbeit des berühmten Herrn Vers fassers des irdischen Vergnügens in Gott, einen Vorbericht zu schreiben: so bitte ich mir die Erlaubniß aus, daß ich die gewöhns liche Bahn der Vorredner verlassen darf, und hier einige Gedanken, so weit es mir meine Geschäfte und die Gränzen einer Vorrede zulassen, entwerfe, die vielleicht einer besseren Feder zu einer weiteren Ausführung Gelegenheit geben können.

Wenn ich den Geschmack und die Sitten betrachte, welche noch heutiges Tages bey den Menfchen herrschen: so wundere ich mich allemahl, daß Künste und Wissenschaften zu einem solchen Grade Der Höhe haben steigen können, als sie gestiegen sind. Der thörigte Wahn, welcher schon seit geraumen Jahren unzählbare Verehrer gehabt hat, und vermöge welcher diese Welt sich billig ihres Schöpfers schäs men müßte, siehet nicht nur alle Werke der Natur und der Kunst, wenn ich so reden darf, als Mißgebuhrten an, fondern hat auch noch überdem die Kühnheit, des nen vernünftigen Geschöpfen die Glückseligkeit zu rauben, wozu sie ihre Natur fähig und die Güte ihres größten Wohlthäters würdig gemacht hat.

Dere

Derjenige, welcher die hohen Eigenschaften Gottes aus seinen Werken zu erkennen und zu bewundern sich bemühet, läuft gemeiniglich Gefahr, mit dem verhaßten Namen eines Naturalisten belegt zu werden; und wer zum Nußen und Vergnügen der Menschheit arbeiten will, kömmt sehr öfters in die Rolle der Freydenker. Gewiß, es wird eine nicht geringe Uners schrockenheit der Seele erfodert, den Tadel dieser gebohrnen Feinde desGuten zu verachten, und nur Månner, deren uns ein ganzes Jahrhundert selten mehr, als einen, schenket, in welchem ein durchdringender Verstand mit einer noch stärkern Menschenliebe verz bunden ist, sind allein fähig, heilsame Wissenschaften geltend zu machen.

O! daß doch die Welt einmahl ihr Verderben einsehen lernte, worinn sie ihre eigene Blindheit und Fühllosigkeit gestürzet hat; daß sie sich überzeugen ließe, daß der allergütigste Schöpfer kein Wohlgefals len daran haben könne, wenn sie die Mittel zu ihrem Vergnügen so freventlich von sich stößt, welche er ihr fichtbarlich und im Ueberflusse anbietet; o! daß sie endlich nur so viele Erkenntniß von den Eigenschaften dieses allerheiligsten Wesens haben mögte, daß sie begriffe, daß es ihr keine andere Pflichten auferlegen könne,als welche zu ihrer eigenen Glückseligkeit führen.

Der falsche Begriff von der Glückseligkeit ist, wo nicht die einzige, doch eine der vornehmsten Ursachen, warum sich die Menschen jederzeit von der wahren Glückseligkeit weit entfernet haben. Sie stellen sich entweder eine Gemühts-Beschaffenheit darunter vor, die bey allen Vorfällen des äußerlichen Zustandes einerley verbleibt, oder sie bilden sich auch solche Geschdpfe,

pfe, welche alle Vollkommenheiten auf einmahl besits zen müssen. Diese armselige Menschen gleichen dem jenigen Ungeziefer, welches in die Flamme und ins Verderben fliegt, bloß, weil es der Blödigkeit seiner Augen mehr, als dem empfindlichsten Gefühle, glaus bet. Was nügen, euch Verblendete, die Werkzeuge der Sinne, wenn das, was in euch denket, und dieLeis denschaften für ein Stück feines Wesens erkennet, von den äußerlichen Gegenständen nicht gerühret werden könnte? Man würde mit Recht einer Bilds Säule eben die Glückseligkeit beylegen können, welche ihr, im Besiße zu haben, so thörigter Weise von euch rühmet. Ein unglückseliger Hochmuht hat außer Streit die verwerfliche Meynung zuerst unter die Leute gebracht, daß ein weiser und gesetzter Geist im Unglücke glücklich, und mitten in den größten Mars tern selbst eines ruhigen Vergnügens theilhaftig seyn könne. Wir mögen behaupten, daß alle unsere Ges danken von außen her durch die Werkzeuge der Sins ne ursprünglich gewirket werden; oder wir mögen auch mit andern annehmen, daß nur eine bloße vorherbestimmtellebereinstimmung zwischen dem äußern und innern Menschen sey: so müssen wir doch in beys den Fällen gestehen, daß das Gemüht dem Wechsel des Vergnügens und der Unluft so lange unterworfen bleibet, so lange noch sowohl widrige als angenehme Gegenstände unsere Sinnen berühren. Das ist eben die wahre Glückseligkeit sowohl aller Creaturen, als auch insonderheit der vernünftigen, daß Lust und Mißvergnügen in ihrem Leben mit einander vermis schet sind, und daß sie nur stuffenweise von einer Volle kommenheit zur andern schreiten. Ein Mensch, wels

cher

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