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Perseus befehligt werden konnten. Ist nun aber der Assyris sche Dekistes von Tarsos sicher mit dem Lydischen Herakles einerlei: so kann es unmöglich Sanacherib sein, in dessen Zeit die Lydischen Sandoniden schon zu regieren aufgehört hat. ten; dann wird aber auch der Kampf Sanacheribs mit den Griechen sehr zweifelhaft, wenigstens begreift man die Möglichkeit, daß eine solche Erzählung sich bilden konnte, ohne daß ein wirkliches Factum zum Grunde liegt; und wir behalten von der ganzen Geschichte eben nur so viel übrig, daß Sanacheribs Eroberungen, die sich auch wohl nach Kilikien (welches wir spåter von den Chaldåern abhån, gig finden) erstreckt haben mögen, für irgend einen Gries chischen Historiker, aus dem der Polyhistor hier schöpft, oder vielleicht auch für ihn selbst, die Veranlassung geworden sind, den alten Kampf des Orients und Occidents um Larsos in historisirter Gestalt auf diesen Assyrischen König überzutras gen. Doch dieß sei, wie der ganze Inhalt dieser Abhandlung, den Kennern der Asiatischen Geschichte fürs erste nur zur Prüfung vorgelegt.

Es ist unartig und undankbar wenn der Herausgeber einer Sammlung gelehrter Auffåze den Kritiker über die mits getheilten macht; und nur wegen der unbesonnenen Leser kann es nöthig seyn, bey einer Gelegenheit zu erinnern, daß wir nicht. durch Alles überzeugt sind was wir als interessant und lehr. reich dem Publicum vorzulegen uns freuen. Wo aber einem Urtheil, welches einer von uns früher åusserte, bestimmt widersprochen wird, da gebührt es sich, sollte ich denken, aus. drücklich zu erklären, ob man sich eines Besseren belehrt fin.

det oder bey seiner Meynung beharrt; zumal wenn die Aufforderung von einem so glänzenden Aufsaz herrührt wie der vorstehende.

Demnach beschränke ich mich auf das Bekenntniß, daß es mir unmöglich fällt die Notiz aus dem Polyhistor, daß Sanherib der Erbauer von Tarsus, und die berühmte Statue von Anchiale sein Bild war, für die Geschichte aufzugeben. Es ist doch augenscheinlich der ganze Bericht jenes alten Gelehrten aus morgenländischen Quellen gezogen; und nichts in der Welt berechtigt die Vermuthung daß er diese durch eine willkührliche Beziehung auf das Bild des sogenannten Sardanapalus verfälscht habe. Nannten die asiatischen Bücher den Sanhes rib, so werden wir ihnen doch wohl unbedingt glauben dürfen; für ein Zeitalter das nach ihrem Maasstab so jung war, und so nahe lag. Sollen aber die Fabeln der Tarster über den Ursprung ihrer Stadt vorgezogen werden, so müßte doch die vom Triptolemus, umständlich wie sie erhalten ist, mehr gelten als die einzige Nennung eines Sandan — dessen Verchrung als Herakles ich keineswegs in Zweifel stellen; ja selbst, beyträglich, für den Namen Sandon, bis auf den Vocal des lydischen, an den des Vaters von Athenodorus erinnern will. Wie wir nun überhaupt immer mehr dahin kommen die zerstreuten Ueberlieferungen nicht zu vernachlässigen weil sie nicht in unsre historischen Rahmen passen, so dürfte es auch mit dem Anspruch der Tarsier auf griechischen Ursprung gehen, für den die Sprache und der Charakter ihrer Münzen redet. Anchiale ist bis in seinen Namen griechisch. Ich vereinige beydes so, daß Sanherib eine neue Stadt erbaute, wohin er die bezwungenen Tarsier versezte, daß in jener doch griechis sches Blut und Wesen vorherrschend blieb. Daß der Assyrier beyde Städte an einem Lage gebaut haben will kann sich nur auf die Consecration der Mauern beziehen: so håtte hiel an den Tagen wo er den Grund und die Thüren von Jericho baute, es zugleich für eine andre Stadt thun können.

Ich hatte bey der früheren Erwähnung dieses Gegens standes vergessen, daß im Skylar mehrere Städte in Cilicien als griechische angegeben sind: wahrscheinlich würde auch Lar sus unter der Zahl seyn, wenn der Name nicht, wie so vies les anderes in diesem zerrůtteten Buche, ganz ausgefallen wåre. Wann nun haben die Griechen sich an dieser Küste, und auf dem gegenüber liegenden Cypern niedergelassen? Darüber erinnere ich keine Spur: es muß doch geschehen feyn zu einer Zeit wo die Macht der Phönicier, welche sie gewiß nicht gern sahen, beschränkt war: nun werden aber die Zerstörer des Reichs von Samaria die Städte an der Küste auch bedrängt haben.

Aber griechische Ansiedelungen mochten hernach den Afsys riern auch nicht gefallen: wenn nicht anders die Javan, welche die afsyrischen Bücher nannten, nach morgenländischer Unbestimmtheit ein ganz allgemeiner Name für die Abends länder war. (Kl. Schriften S. 367. Anm. 38.)

Wenn das Doppelbeil entscheidendes Emblem der Belis den und des Sandon, und dieser Heros der Sardanapal von Anchiale war, so hätte es auch bey der Statue vorkommen müssen. An Colossen welche orientalische Sieger darstellten, an dem würklichen Daseyn derer des Sesostris, wird nun Nies mand mehr zweifeln: wogegen das Standbild eines Gottes ausserhalb eines Tempels gewiß sehr unwahrscheinlich ist. Daß zu Ninive unter den ungeheuern Schutthaufen Colosse begraben sind, erfuhr ich zu Rom von einem unirten chaldäischen Geist. lichen, dessen Dorf auf der Ståtte der Stadt liegt. Als er Knabe war, hatte der Zufall ein solches Bild zum Theil ans Licht gebracht: wo denn die Türken das sichtbar gewordene ́ alsbald zerschlugen. Ninive wird das Pompeji Mittelafiens werden: eine unermeßliche, und noch unberührte Fundgrube für unsre Nachkommen, denen ein Champollion für die assyrische Schrift nicht fehlen wird:— hoffentlich schon für unsre Kinder. Etwas früher oder später wird es doch in jenen

Gegenden mit der türkischen Herrschaft und Bestialitåt vorbey seyn, und der Wissenschaft die Ausbeute der verborgnen Schäze offen stehen. Bereitet den Weg, die Ihr es vermögt, durch Verständniß der Zendsprache, zur Entzifferung auch der assyrischen Keilschrift!

Wie wenn Sardanapal, wie Arsaces, ein allgemeiner Name der großen Könige von Ninive war, bey denen die Ueppigkeit von Vater auf Sohn überging welche von dem einen persönlich erzählt wird? Dann konnte kein einzelner in den Verzeichnissen vorkommen, aber die Statue jedes Königs so genannt werden.

Niebuhr.

Ueber den Ajas des Sophokles

von

Herrn Professor und Oberbibliothekar F. G. Welcker zu Bonn.

Sehr richtig ist der Grundsatz einen Schriftsteller aus sich

selbst zu erklären, und bei einer Griechischen Tragödie findet die Erklärung reichlichen Stoff, wenn sie sich auch nur an sie selbst hålt. Denn es herrscht in der alten Poesie und Kunst mehr als anderwårts der Gebrauch das Bedeutende nur hinzustellen ohne es zu deuten und auf Beziehungen Fingerzeige zu geben, welche füglich errathen werden können. Auch machte es dem Aeschylus und Sophokles theils die ganz von ihnen und zu ihren Zwecken geleitete Schauspielkunst, theils, bei beschränkterem Kreise der Geschichten, die allgemeine Be. kanntschaft mit den wichtigsten Charakteren und Begebenheiten weit mehr als dem neueren tragischen Dichter möglich, jeden Charakter und jeden Theil der Handlung sich nur nach und nach und in jedem Zug erst an der gehörigen Stelle entfalten zu lassen, so daß die Analyse Stoff genug findet um die recht naturgemåß ausgestreuten und zum Theil mit der flüchtigen und leise bedeutsamen Art der Natur angegebenen Merkmale auf gerade entgegengeseztem Wege unter den geordneten Begriff zu sammeln. Indessen hångt oft das richtige Verständniß auch von Umstånden der Zeit, des Ortes, der Religion, von all

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