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and auch in unsrer Lydia, der daktylische. Auch die coplas haben vier Takte, den Abschnitt nach dem zweyten, beachten die Elision oder versäumen sie, — und obwohl die Takte der Regel nach dreysylbig seyn sollen, so ist einer auch wohl zweysylbig. Als Beyspiel des ganz regelmäßigen Verses mag folgender von Juan de Mena stehen:

Amores mi dieron coronas de amore

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Derselbe Dichter aber hat auch den ersten Fuß zweysiylbig: Vencen el seso sus dulces errores

und den dritten oder vierten:

No se quexaria ningun amador

den zweyten und vierten König Alfonso X.

Entiendo decir, plañendo mi mal,

Seltsam! dieser altrömische Vers ist im XVI. Jahrhundert, wie er in Kastilien außer Gebrauch kam, nach Flandern übergegangen, an die Rederykers, und in die Poesie der frommen Anna Byne.

So hatte ich mir denn sonst gedacht, in den lezten Zeis ten des westlichen Reichs habe ein lüsterner Poet die Lydia in jener Versart geschrieben warum nicht gesungen? und diese Meynung kann ich durch Ihren Ausspruch: es sey origine longe recentissima,bey allem Respect für Ihre Aus toritåt noch nicht überwinden. Ist es neu, so muß es frey, lich wohl sehr jung seyn: etwa aus Politianus Zeit, dessen Monodie quis dabit capiti meo, für Musik und Composition geschrieben, ein meines Wissens alleinstehendes Beyspiel eines rhythmischen Gedichts seit der Herstellung der Litteratur → Kirchenlieder ausgenommen gewährt. Nur ein solcher Vorgånger håtte Muth geben können in einem, gleichfalls für Gesang bestimmten, Liede, vom Muster der Alten abzuweichen: wer hätte sich sonst in jenen Jahrhunderten den Gebrauch einer Versart erlaubt, welche nicht durch klassische Muster

consacrirt war? Früher als Politian erinnere ich nicht ein mal ein Beyspiel daß damals irgend etwas lyrisches geschrie. ben wåre: selbst nicht in den Sylbenmaaßen welche sie aus Horaz und Boethius kannten. Wüßten Sie einen der so kühn gewesen wäre sich einen Daumenbreit von den geheilig. ten klassischen Formen zu entfernen? Und wem såhe es ähnlich, auch nachher, daß er sich den Gebrauch rustiker Worte erlaubt hätte, ja auch nur von ihnen versucht geworden wäre, vor denen der Poet des V. oder VI. Jahrhunderts unaufhörlich sich hüten mußte? Falsche Prosodie beschlich freylich die Leute im XIV. und XV. manchmal so sehr wie schottische Phis lologen. Im Mittelalter war man dreister; ich habe mehrere, zum Theil hellklingende und anmuthige, gereimte lateinische Lieder in provenzalischen Versarten, am Rand eines Virgils den Philelphus besaß, gelesen: und wåre weit entfernt zu bestreiten daß ein Spanier jene coplas in das Lateinische zurückgeführt haben könnte. Aber die ganze Farbe unsers Lieds spricht es dem Mittelalter entschieden ab. Seyn Sie so gütig dieser Ansicht Erwägung zu schenken. Vielleicht entdecken Sie einen Poeten am Ende des XV. Jahrhunderts der so singen konnte: Sie wissen wie wenig eigensinnig ich an dergleichen hånge, wie bereit ich der Ihrigen beytreten werde, wenn Sie die Bedenklichkeiten wegråumen welche mich noch hindern.

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Das kirchliche Lied ist zerstückt, verwåssert, und in schlechten jambischen Takt übertragen dem Hymnus Aurea luce etc. einverleibt, welchen die römische Kirche am 28. Junius singt. Das mehr als nur weltliche ist auf seine Melodie geschrieben; entweder mit einfältiger Harmlosigkeit, oder aus Spott -wie von beyder!ey die Beyspiele aus dem XVI. Jahrhundert häufig sind. Für das lezte möchte reden, daß auf den nåms lichen Blattseiten republikanische Ergießungen eines Römers stehen: wie z. B. die Verse über Brutus aus der Aeneide, und - Roma, tibi servire solebant domini dominorum, Ser

vorum servi nunc tibi sunt domini. Es ist freylich zum Theil eine Reimerey wofür der Verfasser keine Gedanken auf treiben konnte, oder sich doch mit Abgeschmacktem und Unsinn begnügt hat aber nicht unmerkwürdig ist das Heidenthum darin. Ein oberster Gott ist hervorgetreten unter dem Namen Archos: die Idola (mit dem Accent auf der ersten Sylbe wie im Italienischen) sind zu Dämonen herabgekommen. Das ist denn die lezte Periode ihres Daseyns in den Gemüthern der Menschen, nicht als bloße Mythologie in den Schulen; oder als Mährchenwesen, aus dem Gebiet der Religion vers wiesen, wo eine andre unbestritten herrscht. Solche Heiden wie der Urheber unsers Lieds waren wohl die in Sicilien um I. 600: die welche in Italien noch spåter Hainbäume bekränzten: die Mainoten im neunten Jahrhundert: in ihnen glimmten nur noch einzelne Funken von der alten Religion, welche längst ehe die Kirche sich erhob als wahrer Glaube erloschen war. Wie viel noch jezt im Gebiet der Mährchens welt aus der alten Mythologie fortleben mag könnte nur ein Einheimischer bey Landleuten in den Thälern der Apens ninen erforschen; und von Einheimischen ist es grade nicht zu hoffen. Zum Glück hat der geistreiche Basile vor zwey. hundert Jahren absichtslos einiges aufbewahrt: man sieht wie Orcus, der Leichengott, an Namen und Schauder forts bestand, aber zu einem Gespenst geworden war: - die Fabel von Amor und Psyche ist einheimisches Volksmåhrchen, gewiß nicht aus dem Apulejus genommen; vielleicht von diesem aus dem Munde des Volks entlehnt, ausgebildet, und, statt italis scher Dämonen, die griechischen Wesen Eros und Psyche aus dem griechischen Gedanken ihrer Liebe eingeführt. Jezt vers schwindet alles Ueberlieferte in Italien gänzlich; eine Båurin aus den prånestinischen Gebürgen, die lange in unserm Hause Jebte, wollte nichts vom Orcus (Orco, dialectisch Uerco) wiss sen; alte Leute sprächen wohl noch davon, aber man glaube nicht mehr an solchen Spuk. Der gewöhnliche Schwur: per

Bacco ist gewiß auch alt; nicht ein neuer. Euphemismus, um einen heiligen Namen nicht misbräuchlich zu führen: als man sich der Idolen noch bestimmt erinnerte, ist auch bey Giove und Venere geschworen worden, wie Kaiser Otto dem Enkel der Marozia sogar vorwirft dieser Teufel Hülfe beym Würfelspiel angerufen zu haben. Im Philopatris, den Sie nun lesen wollen, werden Sie Erwähnungen finden, die, wenn der Verfasser nicht ganz dumm långst vergangene Zeiten in eine dialogisirte Gegenwart einmischte, andeuten, daß es noch 968 hellenische Abergläubische in der Hauptstadt des vrienta, lischen Christenthums gab. Die lezten Ueberbleibsel des Vergehenden, der lezte Schimmer des Abends von irgen dei. nem Leben, ziehen mich zärtlich an: und so verweile ich bey diesen lezten Athemzügen der alten entthronten Mächte, an denen die Titanen gerochen wurden, mit einem Antheil, der dem einen Aergerniß, dem andern Thorheit seyn mag. Ihnen, liebster Nåke, und Ihrem poetischen Sinn, wohl keines von beyden. Leben Sie wohl, und lieben mich.

1. O Roma nobilis, orbis et domina,
Cunctarum urbium excellentissima.
Roseo martyrum sanguine rubea,
Albis et virginum liliis candida:
Salutem dicimus tibi per omnia,
Te benedicimus, salve per saecula.

Petre, tu praepotens caelorum claviger,
Vota precantium exaudi iugiter!
Cum bis sex tribuum sederis arbiter,
Factus placabilis iudica leniter,
Teque precantibus nunc temporaliter
Ferto suffragia misericorditer !

O Paule, suscipe nostra peccamina!
Cuius philosophos vicit industria:
Factus oeconomus in domo regia
Divini muneris appone fercula;
Ut, quae repleverit te sapientia,
Ipsa nos repleat tua per dogmata,
II. O admirabile Veneris idolum

Cuius materiae nihil est frivolum ;
Archos te protegat, qui stellas et polum
Fecit, et maria condidit et solum ;
Furis ingenio non sentias dolum,
Clotho te diligat, quae baiulat colum.

Saluto puerum, non per hypothesim,
Sed serio pectore deprecor Lachesim.
Sororum Atropos ne curet haeresim (? sic).
Neptunum comitem habeas (perpetim?)
Cum vectus fueris per fluvium Athesim,
Quo fugis, amabo, cum te dilexerim?
Miser, quid faciam, cum te non viderim?

Dura materies ex matris ossibus
Creavit homines iactis lapidibus:
Ex quibus unus est iste puerulus,
Qui lacrimabiles non curat gemitus.
Cum tristis fuero, gaudebit aemulus.
Ut cerva fugio, cum fugit hinnulus.

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