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Amor hörte den Seufzer, und floh bekümmert auf Flügeln der Weste von mir hinweg.

Nicht lange, so kam Amor lautlachend wieder zurück, von funfzig Liebesgöttern begleitet, die eine schwere Last von dem Olymp herabtrugen.

An jedem Zipfel keichten zehn,

Und in der Mitte keichten zehn,

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Verirrten sich in dieses Dinges Falten,

Und schrien, sie würden es nicht halten.

Es war der Gürtel der Venus, leicht wie ein Seidengewebe. Hier! sprach Amor, ich will deine Phryne schöner bilden, als alle Mädchen der Erde, schön, wie nur die unsterblichen Gottheiten des Olymps sind.

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Kein Mädchen soll ihr auf der Erden

Je gleich gewesen seyn, noch werden. —

.

Aus diesem Gürtel schenk' ich ihr

(Denn dazu lieh ihn Venus mir),

Der Seele schönsten Sitz, die schönsten Augenlieder,

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In ihren Majestät, Gefühl,

Vertraulichkeit, und Scherz, und Spiel.

Ihr Auge blicke mild auf deine Flammen nieder;
Nicht Argwohn, Wildheit, Ungestüm:

Nur süfse Sehnsucht blick' aus ihm.

Schamhaftigkeit soll auf den Wangen

Und Edelmuth soll auf der Stirne prangen.

Höre auf, unterbrach ich seine Rede, mir die Schönheiten des Gürtels aus einander zu setzen. Mein Mädchen besitzt sie alle (auch, wenn sie will, die sanftern), ob sie gleich nicht unsterblich ist. Aber was ist diefs da, das wie ein Gott des Lachens unter den Schönheiten des Gürtels hervorstrahlt? Es ist das buhlerische Gelächter, antwortete Amor, welches die Göttin annahm, als Mars sie den Mulciber täuschen half, um mir in meinem Bruder Anteros einen Gespielen zu schenken. Das, rief ich, will ich aus dem Gürtel ausheben, und Phrynen zeigen, damit sie sich vor der Untreue fürchte.

DIE WECHSELSEITIGE TREUE

UND UNTREUE.

Eros scherzte mit seiner Psyche im Myrtengebüsche. Chloe, mein Mädchen, wies mir die beiden Tändler, und wir überrasch ten sie, und sahen sie küssen, und sie wurden uns nicht gewahr.

Wie viel sprach nicht aus Psychens Blicken!

Wie schön erröthete sie nicht!

Unnennbar mufs ein Kufs beglücken,

Den Götterlippen mit Entzücken

Auf holde Götterlippen drücken.

Wüfst' ich die Wollust auszudrücken!

Versuch' es immer, mein Gedicht!
Doch nein!

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wer es nicht sah, begreift es

dennoch nicht.

Der frohe Gott hatte seinen Köcher auf Rosen geworfen, und neben demselben lag der ungespannte Bogen. Chloe ergriff den

II. B.

3

Er

Köcher und den Bogen, und eilte damit ins Gebüsch. Da hörte der Gott das Rauschen der Blätter, sprang hervor, vermisste seine Waffen, und sah mich, der ich zu spät zu entfliehen suchte. Verräther, sprach er, wo ist mein Bogen? wo ist mein Köcher? Aber Chloe lachte hinter deni Busche, und Eros entdeckte die Lose, und verfolgte sie durch das Gebüsch. wird sie ergreifen, rief die nahe Psyche mir zu, und dir sie wieder bringen: setze dich hier zu mir im Schatten, lieber Jüngling, bis Eros mit ihr zurückkommt. Wie roth ist dein Mund! wie sprechend sind deine Blicke! Eros selbst ist so artig nicht, als du. Ach ja, Göttin Psyche, sprach ich, er ist artiger. Itzt ist er im Busche

mit meiner Chloe.

Ach, lass uns sie be

lauschen, und sehen, ob Eros dir treu ist, Reitzende Einfalt! sprach Psyche

lachend, und eilte hinter mir drein, als ich mich von ihrer Hand losrifs. Da hörten wir, indem wir einem abgelegenen

Gesträuche näher kamen, mit schmeichelhafter Stimme den Gott erst leiser, dann immer lauter und eifriger sprechen, wie folgt:

Willst du die Königin der Schönen,

Unsterblich wie Cythere seyn?

Gebeut! ein dienstbar Chor von Erdensöhnen

Soll dir im Tempel Weihrauch streun,

Soll dir in lydischweichen Tönen

Manch ehrerbietig Loblied weihn.

Dich soll die Harmonie der Sphären,

Dich der Parnafs in lauten Hymnen ehren;
Dein Trank soll edler Götterwein,

Ambrosia soll deine Speise seyn.

Ohne den Gott anders als durch den ängstlichen Ruf: Daphnis! mein Daphnis! wo bist du? Hülfe! Hülfe! zu antworten, flog sie, da sie mich herbeieilen sah, sprachlos, aber mit einem Ausdruck ihrer innern Bewegung, der mehr als Worte sagte, mir in die Arme. O wie drückte ich sie an mein klopfendes Herz! Lafs uns nicht

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